HISTORIE
Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 80 Jahre alten Bergkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen den Baum Stück für Stück in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zufügen ! Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !
Als wir den Baum im Mai 2023 erwerben konnten musste er als aller erstes umgetopft werden, da diese arbeit zuletzt vor ca 4 Jahren verrichtet wurde. Im Zuge der Vorbereitung auf seine folgende Gestalung musste der Baum so stark mit Zucker und Auxin vollgeladen sein wie möglich. Nach einem vollen auswachsen im Sommer 2023 konnte es im darauf folgenden Herbst losgehen.
Die richtige Position wurde beim Umtopfen bereits festgelegt und die Gestaltung konnte beginnen !
STEP 1 - DAS ERKENNEN VON SCHWACHSTELLEN
Zu Beginn unserer Arbeit müssen wir uns mit dem richtigen Pflanzwinkel auseinandersetzen Um den Apex über unserem Nebari platzieren zu können und den bestmöglichen Stammverlauf präsentieren zu können.
Um eine ansehnliche Gestaltung durchführen zu können, müssen wir uns zuerst mit den Schwachstellen unseres Baumes auseinandersetzen, diese akzeptieren und uns
überlegen wie wir Sie kachieren können und für die Zukunft Vorzubeugen.
Der Baum zeigt ab dem zweiten drittel eine inversieve Verjüngung, welche wir nicht retuchieren aber zumindest mit Laub kachieren können. Auch ein zukünftiges Shari in diesem Bereich kann uns helfen eine visuelle Verjüngung zu suggerieren.
STEP 2 - ZUVIEL IST ZUVIEL
Nachdem wir uns mit Step 1 ausenander gesetzt haben kann die eigentliche Arbeit beginnen ! Los gehts !
Um die bereits erwähnte Schwachstelle nicht noch zu weiterem Dickenwachstum anzuregen haben wir uns dafür entschieden, den Ast and er dicksten Stelle zu entfernen.
Diese Entscheidung wird massgeblich für die Zukunft des Baumes entscheidend sein und ermöglicht es uns dem doch recht schlanken Moyogi eine für sein Erscheinungsbild eher passendere Form zu geben.
Der Baum ist nun optisch verschlankt und wir haben uns unnötige Arbeit erspaart !
Weitere Äste sollten erstmal nicht fallen und wir können mit den Sekundärarbeiten beginnen.
STEP 3 - DAS ENTFERNEN 2 UND 3 JÄHRIGER NADELN
Nun kann das entfernen der alten Nadeln beginnen !
Kiefern trennen sich auf natürlichem Wege Artenspeziefisch entweder von 2 oder 3 Jährigen Nadeln.
In der Natürlichen Umgebung mag dieser Prozess kein Problem darstellen, in unserem recht kleinen Kunst Objekt jedoch schon.
Um diesem Ablauf Vorzubeugen und um uns nicht in einem Jahr durch Berge abgeworfener Nadeln kämpfen zu müssen, trennen wir sie vorzeitig von ihrem Besitzer !
Den Positiven Nebeneffekt der hierbei natürlich auch entsteht ist das wir dem Baum wesentlich mehr Licht und Luft bieten können. Dies begünstigt eine erwünschte Rückknospung, erhöht die Chance auf eine Insektenbefall freie Wachstumsphase, bietet uns Platz zur Detaildrahtung und erzeugt ein sauberes Bild in unserem fertigen Objekt !
STEP 4 - DAS REINIGEN DES TOTHOLZES
Was wäre eine Konifere ohne gewisse Bereiche des Totholzes !
Nachdem wir den Baum seiner alten Nadeln entledigt haben, kümmern wir uns um die nächste Grundsubstanz, dem Totholz !
Bereits vorhandene Jin und Shari Partien solten 2 mal jährlich
(Herbst,Frühjahr) von Grünspahn und Bakterien befreit werden die den natürlichen Vorgang der Zersetzung begünstigen !
Um unser Totholz möglichst lange zu konservieren, reinigen wir dieses oberflächlich mit Bürste, Wasser und oder einem handlichen Hochdruckreiniger. Ich bevorzuge diesen zur Grundreinigung !
Danach mischen wir Jin Mittel zu ca 30 zu 70 mit Wasser und tragen dieses auf das noch feuchte Holz auf. Möglichst bei Zimmertemperatur trocknen lassen und es erstrahlt in neuem Weiss !
STEP 5 - SCHNITTSTELLEN VERWANDELN SICH IN JIN
Um unnatürlich wirkende Schnittstellen zu vermeiden, entscheiden wir uns entfernte Äste in die Ästhätik einfliessen zu lassen.
Wir kreieren natürlich wirkende Bruchstellen die dem Betrachter voran gegangene Umwelteinflüsse näher bringen sollen.
So können wir den Effekt eines Blitzschlages oder durch Schneelast abgebrochene Bereiche eines Baumes aufzeigen.
Auch hier entscheidet die Sorgfalt über das Ergebnis.
Frisch entrindete Äste sollten wir nicht sofort mit unserem Jin Mittel verschliessen, sondern erstmal dem Sauerstoff aussetzen um es ausharzen und trocknen zu lassen. 6 Monate des ausblutens sollten genügen bevor wir es anschliessend reinigen und mit der Konservierung beginnen !
STEP 6 - ERST DIE PROTEKTION, DANN DIE BIEGUNG
Nachdem wir uns nun um Stammbereich, Totholz und lästige Nadeln gekümmert haben fehlt nur noch ein Entscheidender Schritt um mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen - Wie Sie merken ist die Vorbereitung genauso Zeit inensiv und relevant wie die Eigentliche Arbeit !
Nun bereiten wir die Äste, welche einer Stärkeren Biegung bedürfen, auf diesen Prozess vor !
Um Äste vor dem brechen bei stärkeren Biegungen zu bewahren, bandagieren wir Sie mit Raffia Bast.
Spiel entscheidend ist hierbei den Bast durch einlegen in Wasser feucht und Flexibel zu machen und ihn anschliessend mit ordentlich Spannung am Ast zu befestigen.
STEP 7 - DRAHTEN DER PRIMÄR UND SEKUNDÄR ÄSTE
Nun kann das Drahten beginnen !
Der Draht ist für den Bonsai Gestalter wie der Pinsel für den Maler ! Ohne das eindrahten der Äste ist es uns nicht möglich unsere Vision des Baumes zu realisieren.
Ich würde jedem Bonsai Enthusiast bei der Koniferen Gestaltung Kupferdraht nahe legen. Dieser ist im Vergleich zu Aluminium Draht wesentlich Formstabiler gerade auf die längere Sicht. Desweiteren können wir ca 1/3 feineren Draht verwenden als würden wir mit Aluminium arbeiten.
Am Ende gewinnt hier ganz klar Funktionalität und Ästhetik.
STEP 8 - DIE RICHTIGE TECHNIK IST ENTSCHEIDEND
Die richtige Technik will gelernt sein !
Beim Anlegen unseres Bastes ist darauf zu Achten, dass wir ihn in gleicher Richtung wir unserem darauf folgenden Draht anlegen.
Da sich der Bast beim trocknen wieder zu zieht und dem Ast somit nochmals mehr Stabilität bietet, müssen wir uns im Vorfeld darüber im klaren sein in welche Richtung wir biegen möchten um ihn nicht wieder auf zu wickeln bei Anwendung in falscher Richtung. Dies gilt für den Draht in gleichem Masse !
Denken Sie zwei Schritte im vorraus bevor Sie mit der Arbeit beginnen !
STEP 9 - MIT BIEGEHILFE ZUM GOLDENEN SCHNITT
Nachdem wir uns nun zu zwei dritteln durch den Baum gedrahtet haben, kommen wir nun langsam zum apikalen bereich.
Da unser Baum auf den ersten 2/3 eine gute und sich wiederholende Bewegung aufweist, diese allerdings im letzten drittel fehlt, müssen wir eingreifen ! Das Mittel der Wahl heisst in diesem Fall Biegehilfe aus Metall. Wenn Sie wie ich des öfteren alleine arbeiten und ihnen eine helfende Hand fehlt ist dieses Werkzeug ein guter Ersatz !
Mit Hilfe dieses Hebel Werkzeuges, einem Stück Zugdraht und unserer Jin Zange, geben wir dem apikalen Bereich seine finale Bewegung und können den geraden Stammverlauf perfekt in den gesamt Eindruck des Baumes etablieren.
Ps. Zugdraht -Benutzen Sie So viel Zugdraht wie möglich !
STEP 10 - DIE RICHTIGE HÖHE IST ENTSCHEIDEND
Fast geschafft ! Nun ist die Grundstruktur festgelegt und wir können uns an das Drahten und gestalten Der Krone machen ! Kronengestaltungen sind recht anspruchsvoll und mit einer Krone steht und fällt unser Ergebnis !
Ob Sie ihre gedrahteten Äste gleich Ast für Ast stellen oder den Baum erst im ganzen durcharbeiten und sich danach an das stellen der Ast Struktur machen, ist ihnen überlassen.
Finale arbeiten werden nun durchgeführt und der letzte noch fehlende Baustein unseres Konstruktes kann nun eingefügt werden !
STEP 11 - DIE FERTIGSTELLUNG
Geschafft ! Unser Baum ist nun fertig gestaltet !
Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffen ihnen gefällt er ebenso !
Wir konnten dem Baum die grösst mögliche Eleganz und Bewegung geben die in diesem Stadium möglich ist.
Die Äste und Etagen sind gesetzt und nun erstahlt er in neuem Glanz.
Nun nehmen wir uns erst einmal einen kleinen Moment Zeit und lassen unsere Arbeit und gemeinsam verbrachte Zeit Revue passieren und geniessen unser Ergebnis.
SCHLUSSWORT
Wir hoffen wir konnten ihnen einen schönen Einblick in unsere Arbeit gewähren. Es ist uns ein Anliegen nicht nur das fertige Produkt zu präsentieren, sondern Sie mit an dem Entstehungsprozess Teilhaben zu lassen um auch etwaige Entscheidungen besser Nachvollziehen zu können die bei dieser Gestaltung geroffen wurden.
Jeder Baum ist individuell zu betrachten. Es sind Lebewesen und Sie sind was Sie sind. Wir müssen Sie so nehmen wie Sie sind und auf Sie höhren, denn letztendlich geben Sie die Richtung vor und nicht wir als Künstler. Nur mit Respekt und Einfühlungsvermögen können wir aus einem Baum ein Kunstwerk kreieren.
Wir müssen den Blick auf die Zukunft richten denn auch ein solches Ergebnis ist nichts anderes als eine Momentaufnahme...
HISTORIE
Wir möchten Sie mitnehmen den Gestaltungsprozess dieser ca 40-50 Jahre alten Bergkiefer in all seinen zwischen Schritten zu erleben. Stellen Sie sich eine Bonsai Gestaltung wie das zusammen fügen einzelner Puzzle Teile vor. Wir versuchen Stück für Stück den Baum in seine einzel Parzellen zu zerlegen und ihn anschliessend zu einem gesamten Bild zusammen zu fügen. Wir wünschen ihnen Viel Spass bei dieser Bilder Dokumentation !
Heute stellen wir ihnen eine Bergkiefer aus Österreich vor. Typisch für diese im Hochgebirge heimische Gattung ist der Bodendeckende Wuchs, welcher Witterungsbedingt zustande kommt. Wir beginnen nun mit der Erstgestaltung dieses seit 3 Jahren im Topf befindlichen Yamadori.
STEP 1 - DAS ERKENNEN DES ANSPECHENDEN PFLANZWINKELS
EIn Yamadori bietet uns diverse Gestaltungsmöglichkeiten. Um den für den Betrachter ansprechendsten Pflanzwinkel und somit auch seine Vorderseite zu finden, schauen wir uns den Baum ganz genau von allen Seiten und allen Positionen an.
Der Baum weist eine Flussrichtung nach von hier aus Betrachtet links auf. Man kann von dieser Seite gut in den Baum hinein schauen, was uns ein Gefühl dreidimensionaler Tiefe vermittelt.
Wir entscheiden uns für diese Vorderseite und den Pflanzwinkel in dem sich der Baum bereits befindet - das ist definitiv ein Glücksfall, nicht nur für die Gestaltung sondern auch für das spätere erst topfen in eine passende Schale.
STEP 2 - TOTHOLZ BEARBEITUNG
Nachdem die zukünftige Position gefunden ist begeben wir uns zur Totholz Gestaltung. Wir brechen Schnittstellen bereits entfernter Äste auf und lassen Sie wie natürlich entstandene Bruchstellen erscheinen.
Da der Baum uns viel platz im inneren bieten entscheiden wir uns dafür nach der Jin Prozedur die weitere Gestaltung in Angriff zu nehmen und geplante Shari bereiche nach dem stellen der Äste einzuarbeiten. Dies kann auch im jetzigen Moment getan werden. Dies ist ermessens Sache
STEP 3 - SPALTUNG
Nun können wir mit der Konstruktion der ersten Äste beginnen. Der Hautast welcher unseren Apex bilden wird ist von seinem Ansatz her zu dick um ihn effektiv in die richtige Position bringen können. Nun stehen wir vor einer Entscheidung. Den Apex zu tief anzusetzen oder den Ast zu Spalten. Unsere Entscheidung viel auf zweiteres. Indem wir den Ast in der Mitte Spalten erhöhen wir seine Flexibilität und können ihn später dort fixieren wo wir ihn benötigen.
STEP 4 - DAS KORSETT
Nachdem wir die Spaltung zum maximalen Punkt gebracht haben, können wir nun beginnen den Ast zu stabilisieren. Das beste ist ein Inneres Koresett aus Draht entland der aussenlinie der Biegung. Dieses Korsett mir uns bei der Biegung behilflich sein und den Ast nach dem nächsten Schritt Stabilisieren.
STEP 5 - RAFFIA BAST
Das Korsett in instaliert und nun können wir mit dem folgenden Schritt fortfahren. Nun wickeln wir den Ast mit Raffia Bast ein um unseren Ast final mu bandagieren. Durch den Bast können wir die Biegung durchführen und erhöhen unsere Chancen ein brechen des bereits gespaltenen Astes zu verhindern. Wichtig hierbei ist den Bast möglichst eng und in gleicher Laufrichtung wie den Draht zu wickeln.
STEP 6 - ISOLATION DURCH TAPE
Nun da wir unseren gespaltenen Ast mit Bast und einem Inneren Korsett versehen haben, schliessen wir das noch feuchte Raffia mit Isolations Tape ab. Den Vortel den das Tape bietet ist den die Borke für längere Zeit feucht zu halten um den Ast flexibeler zu bekommen. Nach dem wir das Tape in gleicher Richtung gewickeltund den Bast abgedichtet haben legen wir unseren Draht im 45 Grad Winkel an.
Bevor wir Biegen warten wir noch eine Stunde um sicher zustellen, das die Borke möglichst viel Fuchtigkeit aufgenommen hat.
STEP 7 - DIE ERSTE BIEGUNG
Unser Ast ist nun eingeweicht und wir können mit der ersten Biegung beginnen. Der Ast wird über dem Mittelpunkt des Baumes platziert und wir beginnen ausnahmsweise nicht mit den tiefsten sondern dem obersten Ast. Ist der Ast platziert können wir uns an ihm orientieren und den restlichen Baum aus Sicht der Ast Stellung an diesem Fix Punkt platzieren.
STEP 8 - ÜBERFLÜSSIGE ÄSTE WERDEN ENTFERNT
Nach der Platzierung der zukünftigen Krone können wir uns in diesem Step von nicht Gestaltungs relevanten Ästen verabschieden. Da sich die Flussrichtung des Baumes nach von uns gesehen Links bewegt, entscheiden wir uns dafür den Rechten Ast zu entfernen.
STEP 9 - SHARI
Das Shari bezeichnet Totholz Linien entlang des Stammbereiches. Da wir entlang des Hälfte des Stammlinie wunderbare Möglichkeiten haben Shari einzubringen, verlängern wir unsere zuvor ausgearbeiteten Jins in Stammlinien förmigen Shari entland des Stammverlaufes. Diesbietet uns eine Möglichkeit etwas mehr Dramatik in die Gestaltung mit einfliessen zu lassen.
STEP 10 - DIE FERTIG STELLUNG
Nachdem wir nun den Baum komplett gedrahtet und die Totholz Linien komplettiert haben ist es Zeit das Laub final zu stellen. Es handelt sich um eine Erstgestaltung und der Baum hat noch einen weiten Weg vor sich aber wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nach reichlich Rückknospung in den folgenden Wachstumsperioden sollte sich ein Wundervoller Bonsai aus diesem alten Yamdori entfalten.
Wir hoffen wir konnten ihnen wieder einen Spannenden Einblick hinter die Kulissen einer Yamadori Gestaltung bieten und wünschen viel Spass und Erfolg bei ihrer nächsten Gestaltung !